Trainer Interview vor der Frühjahrs-Saison!

Veröffentlichungsdatum07.02.2007Lesedauer6 Minuten
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Die Transferschlacht ist geschlagen, nur noch ein Monat bis Meisterschaftsbeginn. Was waren die Ziele bei den Transferbemühungen und wie weit konnten sie verwirklicht werden?
Da der SC Zwettl nach der Herbstsaison auf einem ziemlich abgesicherten Mittelfeldplatz steht, hat sich der Verein entschlossen einen Großteil der so genannten Ergänzungsspieler abzugeben und zwei, drei ostligaerfahrene Spieler zu verpflichten. Der Rest des Kaders wurde mit sechs Spielern der derzeitigen U18 aufgefüllt. Die Spieler sollen sowohl durch das Training als auch durch Einsätze in der Kampfmannschaft in der Ostliga Erfahrung sammeln können.

Wie es aussieht wurden heuer in der Winterpause Geldsummen bewegt, wie sie eher schon Bundesliganiveau haben. Ist das gut für die Ostliga? Wie lange hält eine dritte Liga das aus?
Jeder Verein muss selbst wissen, wie viel Geld er investiert und ob er es sich auch leisten kann. Durch die teilweise enormen und fast unverständlichen Investitionen einzelner Vereine wird in der Regionalliga Ost die Schere der ohnehin schon länger bestehenden Zweiklassengesellschaft noch weiter auseinanderklaffen. Ob das gut für die Liga ist, wage ich einmal zu bezweifeln. Vor allem den kleineren Amateurvereinen wird es immer schwieriger gemacht, mit den reinen Profimannschaften mitzuhalten. Ich bin da eher für gewachsene Strukturen und einen längerfristigen Aufbau und nicht dafür, den Erfolg mit aller Gewalt (sprich: viel Geld) zu erzwingen. Aber wie gesagt: Jeder Verein muss das für sich selbst entscheiden und er trägt dafür ja auch die Verantwortung.

Wie sehen die sportlichen Ziele fürs Frühjahr aus? Gibt`s gegenüber den Zielen vom vergangenen Sommer eine Korrektur?
Die Ziele gegenüber dem Sommer haben sich doch etwas verändert. Grundsätzlich wollten wir nicht wieder in den Abstiegskampf verwickelt werden. Wir wollten nicht, wie in der vergangenen Saison, bis zur letzten Runde zittern müssen. Das konnte mit einem soliden Herbstdurchgang erreicht werden. Wir sind in der Tabelle der beste Amateurverein. Für das Frühjahr haben wir uns vorgenommen, zumindest den Tabellenplatz zu halten und wenn möglich den einen oder anderen Platz gutzumachen.

Seit vergangenem Sommer gibt es keine U23-Meisterschaft mehr. Bist du mit der neuen Regelung zufrieden? Hat die Nachwuchsarbeit davon profitiert? Gibt es für Nachwuchstalente nun bessere Möglichkeiten, sich für die Kampfmannschaft aufzudrängen?
Das war das beste, was den Ostligavereinen passieren konnte. Die U23 war großteils eine Farce und völlig unattraktiv. Jetzt kann die zweite Mannschaft ebenfalls an einem geregelten Meisterschaftsbetrieb teilnehmen. Die Nachwuchsspieler, für die es am Anfang ohnehin sehr schwer ist, in einer Ostligamannschaft Fuß zu fassen, können sich dort bewähren und Spielpraxis sammeln. Außerdem fallen die langen Anfahrtswege weg, es gibt Derbys und bei den Vorspielen zur ersten Mannschaft ist auch ein vermehrtes Zuschauerinteresse festzustellen. Zu überdenken wäre meiner Meinung nach nur die Einsatzregelung zwischen zweiter Mannschaft und erster Mannschaft, vor allem der jungen Spieler an einem Meisterschaftswochenende.

Wenn es um den Titelkampf geht, reden seit Wochen alle nur noch vom ASK Schwadorf. Herbstmeister Vienna und der Wiener Sportklub gelten inzwischen fast schon als Außenseiter, das Team für Wien und die Rapid Amateure kommen bei den gängigen Prognosen gar nicht mehr vor... Wird die Meisterschaft wirklich so eine einseitige Angelegenheit?
Von den Neuverpflichtungen und vom Kader her ist der ASK Schwadorf sicherlich Favorit. Aber Namen und Geld alleine gewinnen keine Meisterschaft. Da gehört mehr dazu. Ob die Millionentruppe den Vorschusslorbeeren gerecht werden kann, wird sich zeigen. Ich würde die Wiener Vereine auf keinen Fall abschreiben. Ich glaube, es wird trotzdem eine mehr als spannende und interessante Frühjahrssaison und ... abgerechnet wird erst am Schluss.

Aus den Neuverpflichtungen, durchwegs Bundesligaprofis, des ASK Schwadorf lässt sich fast eine komplette Elf zusammenstellen. Hältst du es für möglich in so kurzer Zeit aus lauter Einzelkämpfern die verschworene Gemeinschaft zu formen, die nötig ist um den Titel zu holen?
Im Fußball ist vieles möglich. Wenn Schwadorf in einen Lauf kommt, werden sie kaum zu stoppen sein, aber wehe es läuft nicht von Beginn an rund, dann könnte es Probleme geben. Vor allem durch Spieler, die auf Grund des überdurchschnittlich großen Kaders nicht regelmäßig zum Einsatz kommen. Wie gesagt, eine verschworene Gemeinschaft muss wachsen, die kann man nicht kaufen. Man kann mit Geld zwar viel, aber nicht alles bewirken.

Bis zu welchem Platz reicht der Bereich der möglichen Abstiegskandidaten deiner Meinung nach hinauf? Wer könnte es im Frühjahr besonders schwer haben? Und vor allem: Hat der SC Eisenstadt mit Schwadorf II noch eine Chance auf den Klassenerhalt?
Wenn man es ganz pessimistisch sieht, dann geht es bis zur siebtplatzierten Mannschaft, dem SKN St. Pölten mit dreiundzwanzig Punkten. Sollten nämlich aus der Red-Zac-Liga alle drei Absteiger in die Ostliga kommen, müssen bei uns fünf Teams absteigen und da wäre man derzeit mit dreiundzwanzig Punkten nur acht Punkte von einem Nichtabstiegsplatz entfernt. Mal sehen, was sich die Bundesliga wieder einfallen lässt - es steht ja auch im Raum, die Red-Zac-Liga aufzustocken. Mit einem Punkt aus der Herbstsaison wird es für den SC Eisenstadt fast unmöglich, sich in der Liga zu halten. Vor allem, wenn es mehr als die üblichen zwei Absteiger geben wird. Für meine Begriffe haben wir hier außerdem eine klare Wettbewerbsverzerrung. vor allem jenen Vereinen gegenüber, die sich ebenfalls mitten im Abstiegskampf befinden.

Der ÖFB steckt eineinhalb Jahre vor der EURO 2008 schon voll in der Vorbereitung. Dafür soll im nächsten Jahr sogar der ÖFB-Cup geopfert werden. Eine sinnvolle Maßnahme? Was für Ideen zu einer besseren Vorbereitung unseres
Teams hättest du beizusteuern?
Was die Vorbereitung unseres Nationalteams betrifft, möchte ich mich eigentlich nicht äußern. Da gibt es andere Leute, die sich damit beschäftigen sollen und damit auch genug Erfahrung haben. Was die Aussetzung des ÖFB-Cups betrifft, so finde ich das doch ein ziemlich starkes Stück. Die Bundesligavereine steigen sowieso immer erst später ins Cupgeschehen ein. Nicht alle Bundesligavereine haben Teamspieler und außerdem haben die sicher einen Kader von 25 bis 30 Spielern. Wenn es wirklich nicht anders geht, was ich aber bezweifele, denn es geht im Frühjahr nur um drei bis vier Spiele, dann sollen die Bundesligateams halt den Cup ohne Nationalteamspieler spielen. Es trifft wieder einmal die kleinen Vereine, die oft einen nicht unerheblichen Teil ihres Budgets mit den Cupeinnahmen abdecken.

Deine persönlichen Wünsche fürs Frühjahr?
Ich wünsche mir eine verletzungsfreie und spannende Meisterschaft mit vielen guten Spielen und regem Zuschauerinteresse und, dass mein Team an die Leistungen aus dem Herbst anschließen kann und vielleicht die eine oder andere Überraschung schafft.

Bitte noch ein paar Worte an eure Fans.
Unterstützt uns weiterhin mit der Begeisterung und der Euphorie wie bisher, habt aber auch etwas Geduld mit unseren jungen Spielern. Wir werden sicherlich unser Bestes geben und hoffen auf attraktive und erfolgreiche Spiele im Frühjahr.

Und zum Abschluss die obligate Prognose: Bitte nenn uns für unsere Wertung die ersten drei der Abschlusstabelle 2006/2007, so wie du sie erwartest.
1. Vienna
2. ASK Schwadorf
3. Wiener Sportklub